Heute kann sich die Heimathafen-Redaktion gemütlich zurücklehnen und sich mit fremden Federn schmücken. In diesem Fall mit der von Harri S. Danke, mein Freund! Und auch Dank an den Hafen-Anhang, der zahlreich am Bodden war. So, nun einen auf Harri:
Trotz der frustrierenden Niederlage (d. Red. 2:3 gegen Bergen) vergangene Woche vertraute Cheftrainer Michael Küppers annähernd derselben Elf. Lediglich verletzte oder gesperrte Männer wurden ersetzt. Nur erzwungene Wechsel also. Der spielerische Fortschritt in den letzten Wochen war deutlich zu erkennen und schlug sich am Ende in einem Sieg zu Buche. In seiner Entstehung zwar glücklich gleichwohl jedoch verdient, hilft er uns im Abstiegskampf enorm. Eiskalte Comebacks von Jonas Koszinski, Hannes Treichel und Julius Zimmermann.
Taktisch forderte der Coach jedoch diesmal früheres Pressing. Und tatsächlich, Hafen scheint über eine exzellente Scoutingabteilung zu verfügen. Wie prognostiziert staffelte sich der Gastgeber tief in seiner eigenen Hälfte. Auf dem seifigen Untergrund oblag es den Hafenkickern für Initiative zu sorgen. Eröffnet meist über Christian Marten und Martin Thom, sollte „Hansi“ (die Red. Hannes Treichel) die Bälle in der Spitze festmachen und auf die flinken Außen umleiten. Viele Ungenauigkeiten im Passspiel verhinderten jedoch nachhaltige Durchschlagskraft. Ribnitz versuchte meist ihre Nummer 10 in Szene zu setzen oder aber lange Diagonalbälle zum Erfolg zu kommen. Einige davon sorgten durchaus für brenzlige Situationen, doch Christian „Rade“ Henze parierte die Fernschüsse souverän. Die besten Einschussmöglichkeiten blockten Kapitän Erik Holtz und Harri Schumacher mit Arsch und Kopf. Doch obwohl wir deutlich die Partie bestimmten, blieben hochprozentige Chancen Mangelware. Dafür brauchte es dann schon unser eiskaltes Duo. Nach einem Auslandssemester in Sibirien kehrte Julius Zimmermann nach 15 Monaten ohne Fußball erstmals in die Startelf zurück. Mit der Eleganz eines betrunkenen Jens Jeremies naschte er gleich mehrere Gegner aus, zog in die Mitte und bediente den durchstartenden „Hansi“. Dieser vollendete mit der Effizienz, das irgendwo Roy Makaay erst mal das Thermostat um 10 Grad runter drehte. Klasse Linksschuss vom Stürmer, der uns einige Wochen gefehlt hatte. Jung läuft gut.
Trotz Führung mussten in der Halbzeit auch so einige Missstände angesprochen werden. Hierbei tat sich insbesondere Theo Schumacher hervor, nahm die Rolle seines Lehrmeisters Axel Splinter ein und sich die Taktiktafel vor. Kontern stand nun auf der Agenda. Und dabei taten sich vor allem die Jungspunde der Mannschaft hervor. Mit knapp unter 23 Jahren brachte der SV Hafen wohl eine der jüngsten Mannschaften aller Zeiten auf den Rasen. Und die A-Jugendlichen zeigten ihr ganzes Können. Marcel Papenhagen, Justin Papenthin, Marouane Alidou und später Jakob Böhme könnten sich wohl auch blind die Pässe zuspielen. Ihr permanentes Kreuzen verdrehte den Ribnitzern die Köpfe und eröffnete Martin Thom das Feld für sein Spiel. Einen Ball nach den anderen umbeinte er durch die Schnittstellen. Bei einem dieser Konter setzte sich zunächst Justin Papenthin stark durch. Thomser bekam den Ball, schickte Marcel Papenhagen steil und dieser bediente in der Mitte die schwarze Gefahr, Toptorjäger Marouane. Tanzen, Springen, Feiern.
Eine ganze Vielzahl dieser Angriffe scheiterten jedoch am letzten Pass. Doch dennoch schien niemand daran zu denken, dass es hier noch einmal ein knappes Höschen werden würde. Zu spielstark präsentierten wir uns zu dem Zeitpunkt. Und einige der gestandenen Gastgeber-Männer hatten heftig daran zu knabbern, dass ihnen Knoten in die Beine gedribbelt wurde. Vor Marcel Papenhagen wurde etwa gewarnt „Vorsicht der tanzt, der tanzt, der tanzt“ und der der ein oder andere Blick fror ein bei der fünften Mütze. Und Dancing-Queen Marcel hatte dann auch die größte Chance. Er tanzte über links nach vorne Der heraus eilende Keeper kam zu spät und konnte Marcel nur noch hinunterziehen. Rot war möglich, gelb vertretbar.
Danach holzte Holtzer einen Ribnitzer nähe Strafraumkante um. Doch glücklicherweise blieb die Pfeife stumm. Weniger Glück hatte Harri Schumacher, der sich erst im Zweikampf verschätzte, dann jedoch fair von hinten den Ball ergrätschte. Foul und Gelb gab´s dennoch. Den anschließenden Freistoß haute der Gefoulte selbst rein. Wäre Harri Schumacher in der Mauer hochgesprungen hätte er ihn ins Gesicht bekommen. Doch er reagierte zu spät, der Ball lag im Tor. Ein ähnlicher Fehler unterlief seinem Bruder Theo. Einen zweiten Ball nach einer Ecke köpfte der Gegner ins lange Eck. Katerstimmung bei Hafen.
Der hervorragende Zimmermann war inzwischen ermüdet vom Platz und Ribnitz am Drücker. Doch wir haben ja noch unseren Bayern-Dusel-Adjutanten im Team. Martin Thom ist Fan der rot-weißen und sein Freistoß wurde so merkwürdig verlängert, dass ein Ribnitzer den Ball ans Schienbein bekam. Eigentor. Doch der PSV gab nicht auf und drückte. Einen letzten langen Ball köpften die grün-weißen diesmal knapp vorbei. Mit dem Schlusspfiff verpasste Maroune einen deutlicheren Sieg. Danach hieß es feiern, singen und trinken.
Fazit: Man muss den Ribnitzern für ihre Moral Respekt zollen. Trotzdem ist der Sieg verdient. Besonders bemerkenswert, wie gut die Ausfälle der arrivierten Kräfte durch junge Spieler aufgefangen werden konnte. Wichtig vor allem, dass alle Wechsel die auf Feld kamen, eine gute Leistung zeigten. Die Einstellung ist enorm wichtig für den Erfolg der ganzen Mannschaft.
Torfolge: 0:1 Hannes Treichel (16.), 0:2 Marouane Alidou (55.), 1:2 Toni Kornack (72.), 2:2 Mathias Hirschmüller (77.), 2:3 Lukas Berlin (ET, 82.)
Hafen-Kollektiv: Christian Henze, Harri Schumacher (80. Sebastian Sager), Erik Holtz, Christian Marten, Theo Schumacher, Julius Zimmermann (72. Jakob Böhme), Marcel Papenhagen, Martin Thom, Justin Papenthin, Hannes Treichel (69. Jonas Koszinski), Marouane Alidou – Hawsar Salah, Michael Küppers, Ralf Hermann, Dirk Koberstein