Jürgen, Du bist gerade für eine 50 jährige Mitgliedschaft auf der Jahreshauptversammlung ausgezeichnet worden. Das bedeutet auch 50 Jahre Tischtennis, die Du bereits in unserem Verein spielst. In diesem Jahr wirst Du 75 Jahre alt und denkst immer noch nicht ans aufhören. Wenn Du zurück blickst, woran erinnerst Du Dich gerne?
Ich begann 1965 in dem damals noch jungen Betrieb, VEB Seehafen Rostock, zu arbeiten. In der Freizeit bolzten wir Fussball, als Volkssporttruppe. Die Volkssportbewegung nahm in dieser Zeit einen wichtigen Stellenplatz ein, so dass in der 1961 gegründeten BSG Schiffahrt/Hafen auch eine Sparte Volkssport entstand. Dort wurde auch Tischtennis gespielt. Das fand mein Interesse. Trainiert wurde im Stadthafen, in der heutigen Sporthalle 603. Betonfußboden, im Winter nahe der Nullgrenze, die Zelluloid Bälle gingen reihenweise kaputt, im Sommer unerträglich heiß, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Im Jahr 1968 nahmen wir dann schon mit zwei Mannschaften am regelmäßigen Punktspielbetrieb teil. Das führte dazu, dass die BSG Leitung vorschlug, eine eigene Sektion Tischtennis zu gründen. Am 5. Dezember 1969 wurde dieser Vorschlag dann offiziell umgesetzt.
Nun begeht die Abteilung Tischtennis in diesem Jahr ihr 50jähriges Jubiläum, warum nicht erst 2019?
Wir haben es diskutiert und sind übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass wir das Jahr 2018 zum Anlass des Feierns nehmen, da wir, wie bereits erwähnt, im Jahr 1968 schon in Punktspielrunden Tischtennis spielten. Wir haben in dem Archiv des Rostocker Hafens die vorhandenen Jahrgänge der damaligen Betriebszeitung „hafenrundschau“ durchgeschaut und das folgende gefunden:
Welche der damals aktiven Spieler sind heute noch aktiv?
Bei uns im Verein bin ich der einzige. Aber bei Lok Rostock spielt Siegfried Mönke, der 1968 mit uns spielte, jetzt auch immer noch aktiv ist und das sehr erfolgreich. Gerade in diesem Jahr ist er zum x-ten Mal Landesmeister bei den Senioren geworden, in der AK Ü 75. Schon 10 Jahre später stieß dann Helmut Scholze zu uns, heute noch sehr aktiv in unserer 4. Mannschaft und ist deren Kapitän. Natürlich spielen und trainieren auch heute immer noch viele bei uns im Verein, die in den Siebzigern und Achtzigern Jahren zu uns kamen. Sebst vietnamesische Sportler spielten derzei auch bei uns. Sie arbeiteten im Hafen und wurden selbstverständlich auch in alle außerbetrieblichen Aktivitäten mit eingebunden.
Du erzähltest, dass zu den damaligen Mannschaften auch solche wie die der Staatsanwaltschaft Rostock oder des Rates des Bezirkes gehörten und auch eine der Brauerei Rostock ..
.. das ist richtig. Es war Normalität und einfach nur sportlicher Wettkampf untereinander. Am liebsten spielten wir jedoch gegen die Mannschaft der Brauerei. Im Braukeller gab es dann immer ein Bierchen oder auch zwei. Aber auch international waren wir unterwegs. Mit dem Hafen in Szczecin gab es jedes Jahr Wettkämpfe. Wir nahmen an deren Sportfesten teil und die polnischen Hafenarbeiter waren bei unseren Sportfesten zugegen. Am liebsten waren uns aber die Wettkämpfe, die wir gegen eine Mannschaft in Prag austrugen. Dort verloren wir zwar haushoch, aber wir konnten in Prag unsere Tischtennisausrüstung aufbessern. Dort gab es gute Hölzer, Belege und Bälle. Die Sportartikelhersteller in der DDR hatten kein gutes Material für uns. Tischtennis war eben keine olympische Sportart.
Wenn Du die Entwicklung der heutigen Abteilung Tischtennis siehst, was fühlst Du?
Ich bin stolz auf die Entwicklung, die diese Abteilung genommen hat. Erinnere Dich, als Du nach den Knieoperationen dann mit dem Fußball aufhörtest (1998) und zu uns kamst, da waren wir froh, dass wir eine Mannschaft in den Punktspielbetrieb schicken konnten. Du wurdest für ein paar Jahre mein Doppelpartner. Wir harmonierten gut zusammen und waren auch nicht ganz erfolglos (schlag doch zu !! das war Jürgens Aufforderung in jedem Spiel). Die Fa. BMR, an der ich beteiligt war, sponserte zu dieser Zeit unseren Sport, so dass mal eine neue Platte, neue Trikots oder Trainingsanzüge gekauft werden konnten. Ich weiß es zu schätzen, wie Gerd Petereit (damaliger Abteilungsleiter TT) sich bemühte, dieser Abteilung in unserem Verein einen Stellenwert zu geben. Heute haben wir fünf Mannschaften im Punktspielbetrieb und noch zwei in der Stadtliga der Jungen. Apropos Jungen, ich erinnere mich auch daran, dass Uwe Tornow, der nach Gerd Petereit die Abteilung leitete, mit Mitstreitern einen Nachwuchsbereich aufbaute, der mittlerweile so viel Zulauf hatte, dass Trainer ausgebildet und zusätzliche Hallenzeiten angemietet wurden, um das alles zu bewältigen. Volker Ströde, der jetzige Abteilungsleiter hat diese gute Entwicklung weiter voran getrieben und mittlerweile ein Team um sich geschart, welches mit dem Nachwuchsleiter, Philipp Taube, wirklich anerkennenswerte Arbeit leistet. Die Sporthalle 603 hat sich nach der Wende dann auch zum Positiven verändert, Heizung und Lüftung bekommen und einen modernen sportgerechten Fußboden. Unsere Hallenzeiten haben sich ausgeweitet und unser TT-Equipment steht für gute Ansprüche. Das alles konnte und musste sich entwickeln, da die Mitgliederanzahl stetig gestiegen ist. Und nicht unerwähnt bleiben darf, dass Dank des in der Sponsorenwerbung erfahrenen Hardo Schildt auch unser Sponsorenpool größer geworden ist. Ja, ich freue mich ehrlich über diese großartige Entwicklung und bin froh, immer noch in dieser Tischtennis Gemeinschaft zu sein.
Nun soll am 26. Mai groß gefeiert werden unter dem Motto: 50 Jahre Tischtennis beim SV Hafen Rostock …
.. richtig, alles ist angerichtet, damit ALLE dieses Jubiläum zünftig feiern können. Die Band unseres TT Spielers Manfred Brüning soll genauso wie ein DJ zum Tanz aufspielen. Ich werde mich dann auch noch einmal an den Rechenschaftsbericht des Vorstandes auf der Jahreshauptversammlung erinnern, in dem festgestellt wurde, dass die Abteilung Tischtennis eine immens wichtige Säule in unserem Mehrspartenverein geworden ist. Darauf trinke ich ein Bierchen, wenn auch nicht im Braukeller, aber ROSTOCKER wird darauf stehen und ich denke dann an die guten Anfangsjahre und auch an die Spiele gegen die Brauerei-Mannschaft zurück.
Das Interview mit Jürgen Bergmann führte Eckhard Landgraf